Altenpflegerinnen und Altenpfleger:
der Job für Geduldige
Altern funktioniert heute anders als noch vor ca. 100 Jahren. Mit dem Eintritt in das Rentenalter, wenn es denn überhaupt erreicht wurde, lebten die meisten Senioren und Seniorinnen noch durchschnittlich fünf oder sechs Jahre und wurden in den meisten Fällen bis zu ihrem Tode von Angehörigen gepflegt. Alte Menschen ohne eine Familie und mit geringen finanzellen Mitteln haben ihren Lebensabend oft verarmt und vereinsamt in einem Armenhaus verbracht.
Durch die Weiterentwicklung der medizinischen Standards und eine höhere Gesundheit der Bevölkerung sind Menschen, die 20 Jahre oder länger im Ruhestand sind, mittlerweile keine Seltenheit mehr. Alte Menschen sind länger fit und möchten am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Gleichzeitig baut der Körper trotzdem ab, alltägliche Aufgaben werden schwieriger, das Gedächtnis lässt nach und der Mensch ist nicht mehr so selbstständig. Trotzdem können oder wollen viele Angehörige ihre Eltern oder Verwandten nicht mehr zuhause pflegen. Der Bedarf an ambulanten Pflegediensten und Pflegeheimen steigt, auch aufgrund des demokrafischen Wandels, stetig an.
Examinierte Altenpflegerinnen und Altenpfleger sind daher so gefragt wie nie zuvor. Dieser hohe Bedarf garantiert den Berufseinsteiger/innen eine Vielzahl interessanter Stellenagebote in unterschiedlichen Einrichtungen.
Dass sich die Tätigkeit der Altenpflege im Laufe des 20. Jahrhundert zu einem eigenen Job weiterentwickelt hat, ist dem demografischen Wandel, der Umstrukturierung der Gesellschaft und auch dem Fortschritt der Medizin geschuldet. Durch die steigende Anzahl älterer Menschen und dem damit einhergehenden erhöhten Pflegebedarf spaltete sich in den 60er Jahren entgültig der Beruf der Altenpflege von der Krankenpflege ab. Über mehrere Jahrzehnte unterschieden sich die beiden Tätigkeiten durch ein klar abgegrenztes Berufsbild und eine eigene Ausbildung. Anfang 2020 wurden die Ausbildungen wieder in einer generalisierten „Ausbildung zur Pflegefachkraft“ zusammengefasst.
Altenpflege: Jobs und Aufgaben
Mit der Neuordnung der Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege sind diese ursprünglich getrennten Ausbildungsberufe nun wieder vereinheitlicht worden. Die angehenden Pflegekräfte spezialisieren sich im dritten Ausbildungsjahr auf ihre Zielgruppe und lernen die Grundlagen der Pflege gemeinsam.
Wie bei allen Pflegefachkräften fokussiert sich der Job der Altenpfleger und –pflegerinnen auf die Versorgung der Grundbedürfnisse und die medizinische Versorgung, hier nur unter dem Gesichtspunkt altersbedingter Gebrechen und Einschränkungen.
Vor der Ausbildung können sich Interessenten über ein Praktikum oder ein Freiwilliges Soziales Jahr einen ersten Eindruck vom Beruf verschaffen und bereits erste Erfahrungen sammeln. Für die Ausübung ihrer Tätigkeit setzen sich die angehenden Altenpflegerinnen und Altenpfleger im Job und auch schon während der Ausbildung mit dem Ethikkodex aller Pflegenden auseinander und entwickeln so ein Verständnis für die Verantwortung und die ethischen Grundlagen, welche die Tätigkeit beinhaltet. Zu den wichtigsten Grundsätzen gehört in jedem Fall, Menschen in ihrer Ganzheitlichkeit wahrzunehmen und in Würde altern zu lassen.
Zu den täglichen Aufgaben der Altenpflegerinnen und –pfleger gehören:
- Kompetenzen und Selbstständigkeit der zu Pflegenden erhalten und fördern
- ganzheitliche Hilfe
- Feststellen des individuellen Pflegebedarfs
- Dokumentation der pflegerischen Maßnahmen (Messen von Blutdruck und Blutzucker, Verbände wechseln, Medikamente verabreichen, Infusionen legen, Flüssigkeitsbilanz kontrollieren)
- Grundpflege nach individuellem Bedarf (Körperpflege, Ankleiden, Nahrungsaufnahme, Bewegungstrainings)
- Kommunikation und Beschäftigung, um Isolation vorzubeugen
- Hilfe in Notfällen
- Beratung bei persönlichen und sozialen Angelegenheiten (auch mit den Angehörigen)
- organisatorische und verwaltende Tätigkeiten
Die Art der Tätigkeit sowie die genauen Aufgaben der Altenpflegerinnen und Altenpfleger sind vom Job abhängig. So unterscheidet sich der berufliche Alltag einer Pflegefachkraft in einer Einrichtung für Demenzerkrankte deutlich von dem in der Hauskrankenpflege.
Je nach Pflegestufe der Seniorinnen und Senioren werden die Aufgaben umfangreicher und die Arbeitszeit kann Nachtschichten beinhalten.
Darüber hinaus stehen die Altenpflegerinnen und Altenpfleger im Job viel in Kontakt mit den Angehörigen, koordinieren ihre Tätigkeit mit der informellen Pflege durch die Angehörigen und stehen für Fragen zur Verfügung.
Ein nicht zu unterschätzender Aspekt in der Altenpflege, der leider durch Unterbesetzung und knappe finanzielle Mittel oft vernachlässigt wird, ist die freundschaftliche Begegnung und persönliche Auseinandersetzung mit den zu betreuenden Seniorinnen und Senioren. Nicht selten sind sie einsam, unselbstständig und haben das Gefühl, den Anschluss an die Gesellschaft zu verlieren. Darüber hinaud können ältere Menschen in Depressionen verfallen oder mit Gedächtnisverlust und eingeschränkter Mobilität , dem Verlust vertrauter Menschen sowie einem Wiederauftauchen alter Traumata kämpfen. Daher fällt, insbesoderen in Altenheimen, nicht nur die Versorgung der Grundbedürfnisse in den Aufgabenbereich der Altenpflegerinnen und Altenpfleger, sondern auch die Sicherstellung des emotionalen Wohlbefindens.
Stellenangebote für Altenpflegerinnen und –pfleger
Altenpflegerinnen und Altenpfleger finden Jobs in den unterschiedlichsten Einrichtungen, in denen alte Menschen betreut und versorgt werden.
Dazu gehören:
- Altenwohn- und Pflegeheime
- ambulante Altenpflege- und Altenbetreuungsdienste
- geriatrische und gerontopsychiatrische Abteilungen von Krankenhäusern
- Hospize und Palliativstationen
- Pflege- und Rehabilitationskliniken
- Privathaushalte
Die Art der Tätigkeit wie auch der Umfang der Aufgaben ist abhängig von der Anstellung und oft schon aus der Stellenanzeige ersichtlich. Die Tätigkeit in Hospizen und auf Palliativstationen ist oft psychisch besonders belastend für die Pflegekräfte, da sie hier besonders viel mit Krankheit und Tod konfrontiert werden.
Altenpflegerinnen und Altenpfleger mit einem Job in einer gerontopsychiatrischen Abteilung setzen sich insbesondere mit fortgeschrittenen Demenzerkrankungen, Altersdepression oder Suchtverhalten auseinander.
Viele der genannten Einrichtungen haben Stellenangebote für Altenpflegerinnen und Altenpfleger in Vollzeit wie auch in Teilzeit, um den Angestellten eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen.
Viele Seniorinnen und Senioren wünschen sich, im Alter noch so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden bleiben zu können, sodass sie zunächst direkt oder indirekt von Angehörigen versorgt werden (die sogenannte informelle Pflege). Mit zunehmendem Alter oder fortschreitender Krankheit wird nicht selten professionelle Unterstützung bei der medizinischen Versorgung benötigt, sodass eine professionelle (formelle) Hauskrankenpflege hinzugezogen wird. Ambulante Pflegedienste bieten hier unterschiedliche Dienstleistungsmodelle an, die sich am Pflegegrad der Person und an den Sätzen der Krankenkassen orientiert. Dazu gehört z. B. auch die sogenannte Verhinderungspflege: Pflegende Anghörige haben für eine festgelegte Anzahl Tage im Jahr das Recht auf die Finanzierung einer ambulanten Pflegefachkraft, wenn sie selbst in den Urlaub fahren oder aus ähnlichen Gründen verhindert sind.
Sollten die Seniorinnen und Senioren auf ein hohes Maß an Unterstützung zur Bewältigung alltäglicher Bedürfnisse angewiesen sein, kann eine zum Haushalt gehörende professionelle Pflegekraft eine gute Lösung sein, wenn ein Altenheim keine Option darstellt.
Aufgaben aus der häusliche Krankenpflege können ebenfalls zur ambulanten Altenpflege gehören, insbesondere nach einer Verletzung oder einem operativen Eingriff. Über häusliche Krankenpfleger/innen bekommen die Seniorinnen und Senioren Unterstützung beim Verbandswechsel oder der Verabreichung von Medikamenten.
Altenpfleger: Jobs und Karriere
Die Weiterentwicklungsmöglichkeiten der Altenpflegerinnen und Altenpfleger in verschiedenen Jobs nach der Ausbildung, bzw. mit einigen Jahren Berufserfahrung, sind vielfältig.
Neben der fachlichen Spezialisierung, wie z. B. die Fortbildung zur Fachkraft für Gerontopsychiatrie, werden auch betriebswirtschaftliche Fortbildungen wie die Geprüfte Fachkraft zur Leitung einer Pflege- und Funktionseinheit, die u. A. zur Leitung einer Station oder eines Wohnbereichs, angeboten. Für Altenpfleger, die einen Job mit mehr Unabhängigkeit und Gestaltungsfreiheit anstreben, ist der Schritt in die Selbstständigkeit mit der Gründung eines ambulanten Pflegedienstes eine Möglichkeit.
Für Pflegekräfte mit dem Wunsch, ihr Wissen zu vertiefen und sich mit der Theorie der Pflege sowie ihrer Organisation zu beschäftigen, ist bei entsprechender Hochschulzulassung die Aufnahme eines Studiums in Pflegepädagogik, Pflegemanagement oder Pflegewissenschaft eine gute Option.
Außerdem können entsprechend qualifizierte Altenpflegerinnen und Altenpfleger einen Job in der Lehre annehmen, ihr Wissen und ihre Erfahrungen weitergeben und die nächste Generation der Altenpflegerinnen und –pfleger auf den Beruf vorbereiten.
In seltenen Fällen machen sich exmainierte Altenpflegerinnen und Altenpfleger mit mehreren Jahren Berufserfahrung selbstständig und beschränken ihr Angebot auf eine bestimmte Gemeinschaft. Hier arbeiten sie üblicherweise mit einer überschaubaren Anzahl Familien zusammen und betreuen deren Seniorinnen und Senioren in einem sehr persönlichen Rahmen. Diese Betreuung kann ambulant stattfinden oder, wenn möglich, in einer Wohnung oder Wohngemeinschaft, die speziell auf die Bedürfnisse älterer Menschen ausgerichtet ist.