Pflegen, Betreuen, Zuhören: die Altenpfleger Ausbildung
Es gibt wohl kaum einen Beruf, der eine so hohe Zukunftssicherheit aufweisen kann, wie die Tätigkeit als Altenpflegerin oder Altenpfleger. Das liegt zum einen an der kontinuierlichen Überalterung der Gesellschaft, zum anderen an der Struktur des Arbeits- und Privatlebens, welche die Pflege der Eltern im Hause oder im Rahmen der Familie schwierig macht.
Oft wird die Altenpflege lediglich als der weniger qualifizierte Ableger der Krankenpflege wahrgenommen und obwohl sich die Tätigkeiten in gewissen Bereichen überschneiden, verlangt die Altenpflege ihre eigenen Qualitäten und birgt andere Herausforderungen für das Personal.
Eine dreijährige Ausbildung mit theoretischen und praktischen Anteilen bereitet die angehenden Altenpflegerinnen und -pfleger auf ihre beruflichen Aufgaben und Verantwortlichkeiten vor. Seit 2020 gilt ist in Deutschland die sogenannte generalistische Pflegeausbildung. Azubis aus der Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege absolvieren nun Teile ihrer Pflegeausbildung gemeinsam.
Mit dem Abschluss der dreijährigen Ausbildung sind Altenpfleger und Altenpflegerinnen für Stellenangebote in den verschiedensten Pflegeeinrichtungen qualifiziert. Nicht alle Seniorinnen und Senioren haben den gleichen Pflegebedarf, weshalb es von Krankenkasse und Pflegeeinrichtungen unterschiedliche Modelle der Pflege und Betreuung gibt. Angefangen bei der häuslichen Pflege, wie z. B. durch regelmäßige Besuche im Zuhause und Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben, kann sich die Pflegestufe bis hin zur stationären Betreuung mit Unterstützung bei Körperpflege oder Nahrungsaufnahme bzw. Betreuung von Menschen mit Demenzerkrankungen weiterentwickeln.
Anforderungen an angehende Altenpfleger
Bei Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz in der Altenpflege achten Einrichtungen insbesondere auf die körperliche wie auch mentale Belastbarkeit, Kommunikationsfähigkeit und die Empathie der Bewerberinnen und Bewerber. Darüber hinaus sind Eigenschaften wie Zuverlässigkeit, Durchsetzungsvermögen, Sicherheit und Glaubwürdigkeit gefragt. Besonders gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz haben Menschen, die bereits einen Zivildienst oder eine Freiwilliges Soziales Jahr in einer Einrichtung der Altenpflege absolviert haben.
Allgemein lassen sich die Themen der Pflegeausbildung in zwei Bereiche gliedern: den sozial-pflegerischen und den geriatrisch-pflegerischen Bereich. Mit sozial-pflegerisch ist insbesondere die Betreuung und Beschäftigung der Seniorinnen und Senioren gemeint, während sich geriatrisch-pflegerisch auf die körperliche Versorgung mit einem besonderen Fokus auf altersbedingte Krankheiten und Gebrechen bezieht. Darüber hinaus beschäftigen sich die Azubis mit wirtschaftlichen und organisatorischen Aspekten des Berufs sowie mit der Geschichte der Krankenpflege.
Ein besonders wichtiger Aspekt, welcher in der Altenpfleger Ausbildung vermittelt wird, ist die Anregung der Seniorinnen und Senioren zur Selbstständigkeit. Natürlich sind nicht mehr alle pflegebedürftigen Menschen zu bestimmten Tätigkeiten in der Lage und benötigen entsprechend Unterstützung. Gleichzeitig hilft es älteren Menschen oft körperlich wie auch kognitiv, im Alltag so viel wie möglich selbstständig zu erledigen. So kann der Alterungsprozess verlangsamt werden und die Menschen behalten eine gewisse Autonomie und Selbstbestimmung. Die fachgerechte Einschätzung der Pflegebedürftigkeit ist ein wichtiger Aspekt der Krankenpfleger Ausbildung.
Ebenso wichtig für die Gesundheit der Seniorinnen und Senioren ist Beschäftigung, mit sich selbst wie auch mit anderen. Die Ausübung bekannter Hobbys und Tätigkeiten sind für die mentale Gesundheit sowie die Wahrung der Identität und Individualität unerlässlich.
Bei der Altenpflege handelt es sich in den meisten Fällen um Langzeitpflege, sodass Altenpfleger und -pflegerinnen eine (professionelle) Beziehung zueinander (im Team wie auch zu den Seniorinnen und Senioren) aufbauen. Für die Lebensqualität und das Wohlbefinden der pflegebedürftigen Menschen ist es unerlässlich, dass sie sich nicht einsam und zurückgelassen fühlen. Eine gute Beziehung zwischen Pfleger/in und bedürftiger Person erreicht man durch eine ganzheitliche Betrachtung einer Person. Hierzu gehört Empathie für die Lebenssituation, z. B. eine Behinderung, Verlusterlebnisse oder auch die Arbeit mit der individuellen Biografie.
Gleichzeitig ist Kommunikation nicht nur innerhalb eines Teams bzw. mit den pflegebedürftigen Menschen wichtig, sondern auch im Kontakt mit dem medizinischen Personal. Dazu gehören Ärzt/innen ebenso wie z. B. Physiotherapeut/innen.
Geschichte der Altenpfleger Ausbildung
Der Beruf der Altenpflege ist verhältnismäßig jung und aus der gesellschaftlichen Notwendigkeit einer professionellen Betreuung pflegebedürftiger älterer Menschen entstanden. Zu Beginn wurde der Beruf fast ausschließlich von Nonnen ausgeübt und bis heute sind etwa 85 Prozent aller in der Altenpflege beschäftigen Personen weiblich.
Die wenigen alten Menschen, die früher nicht von ihrer Familie versorgt wurden, hatten oft keine andere Wahl als in ein Armenhaus oder in eine andere kirchliche Einrichtung zu gehen. Hier sind sie als sogenannte „Sieche-Personen“ von Nonnen oder anderen Freiwilligen aus heutiger Sicht oft nur unzureichend versorgt worden.
In den 60er Jahren stieg der Bedarf an Altenpflegern und Altenpflegerinnen in Deutschland kontinuierlich weiter und der Beruf des Altenpflegers bzw. der Altenpflegerin wurde in Abgrenzung zur Krankenpflege definiert. Im gleichen Zeitraum änderte sich ebenfalls das Selbstverständnis der Krankenpflege und entwickelte sich von einer pflegenden hin zu einer medizinischen Tätigkeit.
1969 wurde schließlich die erste offizielle Altenpfleger Ausbildung konzipiert, um eine Vereinheitlichung des Berufsbildes und einen Mindeststandard der Arbeit zu erreichen. Damals ging die Ausbildung nur über zwei Jahre und bestand fast ausschließlich aus Theorie. Erst 1988 wurde sie auf drei Jahre erweitert und eine gewisse Praxiserfahrung durch den Einsatz in verschiedenen Einrichtungen ermöglicht.
2020 ist mit der generalistischen Pflegeausbildung ein einheitliches Bildungskonzept für die Krankenpflege, die Kinderkrankenpflege und die Altenpflege eingeführt worden.
Die Ausbildung für Altenpfleger ab 2020
Die generalistische Ausbildung zur Pflegefachkraft, die sich an Krankenpfleger/innen, Kinderkranken/pflegerinnen und Altenpfleger/innen richtet, sieht ein gemeinsames Lernen mit einer anteiligen Beschäftigung mit der eigenen Spezialisierung vor. So beschäftigen sich Altenpflegerinnen und Altenpfleger im Rahmen des theoretischen Unterrichts insbesondere mit den Bedürfnissen und Gebrechen älterer Menschen. Darüber hinaus werden sie in ihren Praxiswochen auch in den entsprechenden Abteilungen, z. B. der Geriatrie und Demenz, eingesetzt.
Die Altenpflege Ausbildung bereitet die angehenden Altenpflegerinnen und -pfleger auf die verschiedenen Aspekte ihrer Tätigkeit vor, schafft eine berufliche Identität und sensibilisiert für die Bedürfnisse und den Umgang mit älteren Menschen. Die Grundsätze des Berufs, wie sie in der Altenpflege Ausbildung vermittelt werden, sind die Wahrung der Würde, Beachtung der Rechte sowie Förderung des Wohlbefindens der zu betreuenden Personen.
Der Kern des Berufs ist selbstverständlich die Pflege und Grundversorgung. Hierzu gehört – je nach Bedarf – die Körperpflege, Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme und bei sonstigen Bedürfnissen. Darüber hinaus unterstützen sie das medizinische Personal bei der Behandlung und Rehabilitation kranker, pflegebedürftiger und behinderter Menschen. Zum Job eines Altenpflegers bzw. einer Altenpflegerin gehört ebenfalls die Durchführung präventiver Maßnahmen und der Gesundheitsvorsorge einschließlich der Ernährungsberatung.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, den das Pflegepersonal im Arbeitsalltag berücksichtigen sollte, ist die bereits erwähnte Förderung der eigenständigen Lebensführung. Das ist natürlich im Alltag einer Pflegekraft nicht immer einfach – manchmal geht die Nahrungsaufnahme einfach schneller, wenn die Bewohner/innen gefüttert werden -, ist aber trotzdem ein unerlässlicher Teil der Erhaltung der Lebensqualität, der kognitiven wie motorischen Fähigkeiten sowie der Lebensqualität und Würde. Zum Aspekt der eigenständigen Lebensführung gehört ebenfalls die Erhaltung und Wiederherstellung individueller Fähigkeiten, insbesondere nach längerer Krankheit oder operativen Eingriffen.
In den Bereich der Lebensqualität und ganzheitlichen Betreuung gehört auch die Förderung sozialer Kontakte sowie die Zusammenarbeit mit Familie und Nachbarschaft. Die Vereinsamung älterer Menschen ist ein ein schwerwiegendes Problem, sowohl bei der stationären wie der mobilen Pflege. Sollten nicht mehr viele Sozialkontakte bzw. Angehörige zur Verfügung stehen, übernehmen die Altenpflegerinnen und Altenpfleger die Betreuung und Beratung, auch in persönlichen Angelegenheiten (wenn Bedarf besteht).
In einem Pflegeheim (manchmal auch in einer häuslichen Betreuung) sind die Altenpflegerinnen und Altenpfleger ebenfalls für die Gestaltung der Freizeit und Gemeinschaft verantwortlich.
Zu den schwierigeren Aspekten der Altenpflege zählt die Pflege von Schwerkranken sowie die Begleitung von Sterbenden. Hier ist auch oft der Austausch mit den Angehörigen unerlässlich, um ein langes Leben zu einem würdevollen Abschluss zu bringen.
Nach der Ausbildung: Stellenangebote und Karrieremöglichkeiten
Angelehnt an die verschiedenen Pflege- und Betreuungsmodelle für Seniorinnen und Senioren gibt es eine Reihe interessanter Stellenangebote für Altenpflegerinnen und Altenpfleger nach der Ausbildung. Standortgebunden sind vor allem die Jobangebote in Seniorenwohnheimen oder Hospizen, in denen die Pflegekräfte in Vollzeit oder in Teilzeit die Bewohnerinnen und Bewohner betreuen und versorgen. Die Vorstufe für pflegebedürftige Menschen ist die häusliche Pflege über mobile Pflegedienste, welche die Angehörigen bei der Versorgung unterstützen.
Ist der Wunsch der Pflegebedürftigen nach dem Verbleib in der bekannten Umgebung besonders groß und es sind die entsprechenden finanziellen Rücklagen vorhanden, kann die Beschäftigung einer Pflegekraft in Vollzeit eine gute Option sein.
Eine weitere Möglichkeit für Altenpflegerinnen oder Altenpfleger mit einer entsprechenden Ausbildung und beruflicher Erfahrung ist der Schritt in die Selbstständigkeit. Hier können sie entweder eigenständig ihre Dienstleistungen anbieten oder eine Einrichtung, wie z. B. einen Pflegedienst oder eine Senioren-WG gründen.
Für die berufliche Weiterentwicklung bieten sich den Altenpflegerinnen und Altenpflegern verschiedene Möglichkeiten der Weiterbildung. Als Praxisanleiter bzw. -anleiterin sind sie z. B. berechtigt, Altenpflegerinnen und Altenpfleger in Ausbildung anzuleiten. Ebenso können sie eine Weiterbildung zur Pflegedienstleitung absolvieren und sich so für eine leitende Position in einem Pflegedienst qualifizieren.
Freie Ausbildungsplätze
Abschluss
Ausbildung zur Altenpflegerin/zum Altenpfleger
Arbeitsort
Alten- und Pflegeheime, Rehakliniken, geriatrische Krankenhäuser, Tagesstätten und Wohnungen der zu Pflegenden
Perspektiven
vielfältige Spezialisierungsmöglichkeiten Weiterbildungen nach absolviertem Studium: Lehrtätigkeiten und leitende Positionen