Krankenpfleger und Krankenschwestern: die Ausbildung für die angewandte Pflege
Wenn das Gesundheitswesen das Rückgrat einer Gesellschaft ist, dann ist das Pflegepersonal das Rückgrat des Gesundheitswesens. Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pfleger übernehmen die unschätzbare Aufgabe, kranke Menschen auf dem Weg ihrer Genesung zu pflegen und zu fördern, ältere Menschen durch die Zeit des körperlichen wie geistigen Abbaus zu begleiten sowie bei einer Geburt zu assistieren und die medizinische Versorgung von Mutter und Kind sicherzustellen. Der Beruf sowie die zugehörige Ausbildung ist in den vergangenen Jahrzehnten mehrmals umbenannt und umstrukturiert worden. Von der klassischen Krankenschwester über die Krankenpflegerin bis hin zur Pflegefachkraft existieren verschiedene Berufsbezeichnungen für dieselbe Tätigkeit. Anders ist das bei der Krankenschwester Ausbildung: die ursprünglich rein pflegerische Ausbildung ist mittlerweile zusammengefasst mit den Ausbildungen der Kinderkrankenpflege und der Altenpflege.
Die Ausbildung und ihre Inhalte
Für die Krankenschwester Ausbildung (bzw. Krankenpfleger Ausbildung) durchlaufen die Interessierten zunächst die generalistische Ausbildung zu Pflegefachkraft, welche sich im dritten Lehrjahr in die Fachbereiche Gesundheits- und Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege aufteilt.
Ausbildungsplätze für den Beruf werden in der Regel von Krankenhäusern und Klinikverbänden angeboten. Für die erfolgreiche Bewerbung um einen Ausbildungsplatz sind Charaktereigenschaften wie körperliche und seelische Belastbarkeit, Empathie sowie Hilfsbereitschaft besonders wichtig. Darüber hinaus achten die Ausbilder auf eine sorgfältige Arbeitsweise und ein ausgeprägtes Verantwortungsgefühl bei ihren Bewerberinnen und Bewerbern. Außerdem ist es wichtig, dass Pflegekräfte keine Berührungsängste im Umgang mit ihren Patienten haben. Die Krankenpfleger und Krankenschwestern in Ausbildung werden sowohl in der Berufsschule (früher Schwesternschule genannt) wie auch auf verschiedenen Stationen von einem oder mehreren Krankenhäusern auf den Beruf vorbereitet.
Über die drei Jahre bekommen die Azubis 2.100 Stunden theoretischen Unterricht und werden 2.500 Stunden auf Station eingesetzt.
In der Berufsschule setzen sich die angehenden Krankenschwestern und Krankenpfleger mit Themen aus der Gesundheits- und Krankenpflege, den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie aus Wirtschaft, Recht und Politik auseinander. Im Laufe der Ausbildung ist es ebenfalls wichtig, dass sich die Pflegekräfte mit der Verantwortung und den ethischen Grundsätzen ihres Berufs sowie ihren eigenen Prinzipien beschäftigen.
Im Laufe der einzelnen Lehrjahre beschäftigen sich die Azubis in der Berufsschule mit verschiedenen Themen:
Im ersten Jahr geht es insbesondere um lebenserhaltende Sofortmaßnahmen sowie die Haut- und Köperpflege der Patienten. Durch Beobachtungen lernen die angehenden Krankenschwestern und -pfleger, wie sie die Bedürfnisse der Patienten einschätzen und einen Pflegeplan erstellen können. Darüber hinaus beschäftigen sich die Azubis mit dem Aufbau und der Funktionsweise des Herzkreislaufsystems und welche Maßnahmen bei eventuell auftretenden Problemen zu ergreifen sind. Das zweite Jahr ist vor allem Medikamenten und Arzneien gewidmet. Die Azubis machen sich mit verschiedenen Medikamentengruppen, ihren Funktionsweisen und die Auswirkungen auf den menschlichen Organismus vertraut. Ebenso beschäftigen sie sich mit der richtigen Dosierung, wie ein Medikament sicher gelagert wird, was für Nebenwirkungen auftreten können und wie es in Kombination mit anderen Medikamenten reagiert. Dazu gehört auch der Umgang mit Betäubungsmitteln. Passend dazu stehen das Nervensystem, das Bewusstsein sowie die Schmerzempfindung auf dem Stundenplan. Darüber hinaus beschäftigt sich dieses Ausbildungsjahr mit dem aktiven und passiven Bewegungsapparat und der Thematik, wie verschiedene Bewegungsmuster und Schonhaltungen für Pflegediagnosen genutzt werden. Im dritten Lehrjahr teilt sich die Ausbildung in die drei verschiedenen Fachrichtungen auf. Für die Gesundheits- und Krankenpflege vertiefen die Azubis ihre Kenntnisse zur Entwicklung und Umsetzung von Pflegeplänen. In der Kinderkrankenpflege geht es insbesondere um die Versorgung Neugeborener sowie um die Vor- und Nachsorge der Schwangeren bzw. Mütter. Azubis aus dem Bereich der Altenpflege beschäftigen sich insbesondere mit dem Umgang mit Demenzerkrankten und ihren Angehörigen.
Der praktische Unterricht während der Arbeitseinsätze auf Station orientiert sich am gegenwärtigen Wissensstand der Auszubildenden. Im ersten Ausbildungsjahr bekommen sie zunächst eine Einführung über die Gesetze und Grundlagen der Krankenpflege sowie über ihre Rechte und Befugnisse. Darüber hinaus werden die Kenntnisse zu Notfallsituationen und Erster Hilfe aus dem theoretischen Unterricht durch praktische Trainings ergänzt. Ansonsten werden die Azubis vor allem für grundpflegerische Tätigkeiten, wie z. B. das Duschen oder Betten, auf verschiedenen Stationen eingesetzt. Im zweiten Jahr dürfen die angehenden Krankenschwestern und Krankenpfleger unter Anleitung Medikamente und Betäubungsmittel, auch als Injektionen oder Infusionen, verabreichen. Ein ebenso wichtiger Teil der Krankenschwester Ausbildung ist die Durchführung präventiver Maßnahmen. Für das dritte Jahr werden die Azubis in die jeweiligen Fachbereiche aufgeteilt. In der Gesundheits- und Krankenpflege wird hier ein besonderes Augenmerk auf rehabilitative Maßnahmen gelegt, während sich die baldigen Kinderkrankenschwestern und -pfleger mit der Erstversorgung von Mutter und Kind nach einer Geburt auseinandersetzen. Zukünftige Altenpflegerinnen und Altenpfleger beschäftigen sich mit den fortschreitenden geistigen Defiziten älterer Menschen und versuchen, ihnen entgegenzuwirken. Hierfür kommen z. B. Realitätsorientierungstrainings zum Einsatz.
Nach drei Jahren legen die Azubis eine schriftliche, mündliche und praktische Prüfung vor der IHK ab.
Die Krankenpflege als Beruf
Nach der Ausbildung werden Krankenschwestern und Krankenpfleger entweder von „ihrem“ Krankenhaus oder pflegerischen Einrichtung in eine Festanstellung übernommen oder sie können sich auf eine Stelle in einer Einrichtung ihrer Wahl bewerben.
Im letzten Ausbildungsjahr haben sie sich auf einen der drei Teilbereiche der Pflege (Krankenpflege, Kinderkrankenpflege oder Altenpflege) spezialisiert und nun die Möglichkeit, die erlernten kurativen (heilenden), rehabilitativen (wiederherstellenden), präventiven (vorbeugenden) und palliativen (schmerzlindernden) Maßnahmen im beruflichen Alltag anzuwenden.
Zu den tagtäglichen Aufgaben einer Krankenschwester bzw. eines Krankenpflegers gehören grundpflegerische Aufgaben, wie das Waschen, Betten und Füttern der Patienten. Ebenso nehmen sie die Daten zum Zustand der Patienten auf, z. B. über das Messen des Blutdrucks und Puls oder über die Beobachtung des Ess- und Schlafverhaltens. Auf Basis dieser Beobachtung sowie den Anweisungen des medizinischen Personals werden individuelle Pflegepläne erstellt. Es ist ebenfalls Aufgabe der Krankenschwester bzw. des Krankenpflegers, den behandelnden Arzt bei der Visite zu assistieren, Medikamente und Injektionen zu verabreichen, Wunden zu versorgen und den Heilungsprozess der Patienten durch entsprechende Maßnahmen zu fördern.
Dafür arbeiten sie eng mit dem medizinischen Personal, Physiotherapeut/innen und anderem Fachpersonal zusammen. Nicht selten fungieren sie als Bindeglied zwischen den einzelnen Parteien wie auch mit den Patienten und ihren Angehörigen und stellen sicher, dass Informationen weitergereicht werden. Die Dokumentation dieser Informationen sowie der Fortschritte der Patienten gehört ebenfalls in den Aufgabenbereich des Pflegepersonals.
Vor einer Entlassung erhalten die Patienten und ihre Angehörigen eine Unterweisung, wie sie ihre Genesung auch außerhalb des Krankenhauses weiter unterstützen können. Hierzu gehört unter anderem die Einweisung in die fachgerechte Nutzung von Hilfsmitteln zur Vereinfachung des Alltags, dem Prozedere eines Verbandswechsels oder anderen Abläufen, welche sie nun selbständig oder mithilfe von Angehörigen durchführen können.
Neben der Arbeit mit den Patienten fallen verschiedene Aufgaben aus der Organisation und Verwaltung in den Tätigkeitsbereich der Krankenschwestern und Krankenpfleger, wie z. B. die Nachbestellung von medizinischen Materialien.
Stellenangebote für Krankenschwestern / Krankenpfleger
Nach der Ausbildung finden Krankenpfleger und Krankenschwestern Stellenangebote in einer Vielzahl unterschiedlicher Einrichtungen.
Zu den üblichen Arbeitsorten gehören:
- Krankenhäuser und Kliniken
- Facharztpraxen
- Gesundheitszentren
- Kurzentren
- Altenwohnheime
- Einrichtungen der Kurzzeitpflege
- Ambulante Pflegedienste
Viele dieser Stellenangebote gehen mit der Arbeit im Schichtdienst, auch an Sonn- und Feiertagen einher. Gleichzeitig werden viele der Jobs sowohl in Vollzeit als auch in Teilzeit angeboten. Bei der Erstellung der Schichtpläne wird, soweit es die Besetzung gestattet, Rücksicht auf die familiäre Situation der Krankenschwestern und Krankenpfleger genommen.
Darüber hinaus gibt es noch ungewöhnlichere Arbeitsplätze, die aufgrund ihrer Patienten oder ihrer Rahmenbedingungen ihre eigenen Herausforderungen mit sich bringen. Beispiele hierfür bieten die Arbeit auf der Krankenstation eines Kreuzfahrtschiffes, in einer Justizvollzugsanstalt oder auch in gemeinnützigen oder wohltätigen Projekten wie z. B. der medizinischen Versorgung obdachloser Menschen oder anderen Bevölkerungsgruppen, die aus dem Gesundheitssystem ausgeschlossen sind.
Mit der entsprechenden beruflichen Qualifikation und Erfahrung sind Stellen für Krankenschwestern und -pfleger bei Krankenkassen, zum Beispiel in der Position eines Gutachters oder einer Gutachterin, ebenfalls eine spannende Option. Das gilt insbesondere für Krankenschwestern und Krankenpfleger, denen die Arbeit auf Station oder in einer anderen pflegerischen Einrichtung körperlich nicht mehr möglich ist.
Nach der Krankenpfleger bzw. Krankenschwester Ausbildung sind die Pflegekräfte für eine Vielzahl der Stellenangebote aus dem Bereich der Pflege qualifiziert und können sich dementsprechend in vielen der oben genannten Einrichtungen bewerben. Nur für einige Stellenangebote müssen weitere Qualifikationen, zum Beispiel in Form von Weiterbildungen oder Arbeitszeugnissen, vorgelegt werden.
Weiterbildungen und Karrieremöglichkeiten für Krankenschwestern und Krankenpfleger
Im Laufe ihrer Karriere haben Krankenpfleger und Krankenschwestern nach der Ausbildung verschiedene Optionen für Fort- und Weiterbildungen. Grob lassen sich die Angebote in zwei Bereiche unterteilen: Auf der einen Seite gibt es die Möglichkeit, tiefer in die Materie des Pflegens einzusteigen und sich auf einen bestimmen Bereich zu spezialisieren. Hierzu gehört zum Beispiel die Qualifikation zur Intensivschwester / zum Intensivpfleger oder zur Anästhesieschwester / zum Anästhesiepfleger.
Ebenfalls gefragt sind Krankenschwestern und Krankenpfleger mit einer Ausbildung, die sich auf die Palliativpflege fokussiert hat. Da Menschen durch den medizinischen Fortschritt immer länger leben, spielt auch die Frage um das würdevolle Altern trotz altersbedingter Krankheiten, wie z. B. Krebs oder Demenz, eine immer größere Rolle. In aussichtslosen Fällen kann die Priorisierung der Lebensqualität über vergebliche Therapieansätze einem Menschen einen angenehmeren Lebensabend ermöglichen.
Der andere Bereich beinhaltet insbesondere Weiterbildungen in Organisation, Management oder Verwaltung. Pflegekräfte, die mehr Verantwortung über eine Station, ihre Mitarbeitenden und Auszubildenden übernehmen möchten, sind hier an der richtigen Stelle. So kann man sich z. B. über eine Weiterbildung auf die Tätigkeit einer Stations- oder Wohngruppenleitung vorbereiten oder sich zum / zur Hygienebeauftragten qualifizieren. Auch eine fach- oder betriebswirtschaftliche Weiterbildung im Gesundheitswesen ist eine interessante Option für Gesundheits- und Krankenpfleger/innen, die sich für eine Karriere im Verwaltungsbereich interessieren.
Mit einer vorliegenden Zulassung ist es auch möglich, dass die Krankenschwestern und Krankenpfleger ein Studium an einer Universität oder Hochschule beginnen. Diese Studiengänge werden in manchen Einrichtungen auch als Fernstudium oder in Teilzeit angeboten, sodass ein Lernen neben dem Beruf möglich ist. Fächer, die sich für Pflegekräfte anbieten, sind z. B. Pflegemanagement, Palliativpflege oder Psychiatrische Pflege. Ein Studium ermöglicht den Pflegekräften, sich auf höherqualifizierte Leitungspositionen zu bewerben, als Dozierende für Krankenschwestern in der Ausbildung zu arbeiten und sich auf theoretischer und wissenschaftlicher Ebene mit den Inhalten ihres Jobs auseinanderzusetzen.