Zukunft gestalten – die Erzieher Ausbildung
Der Beruf des Erziehers / der Erzieherin bietet vieles: einen sicheren Arbeitsplatz mit festem Gehalt, gute Zukunftsaussichten, berufliche Entwicklungsmöglichkeiten und natürlich die Möglichkeit, Kinder in ihrer Entwicklung über die ersten Lebensjahre zu unterstützen und zu betreuen. Die Erzieher Ausbildung dauert insgesamt drei Jahre und richtet sich an Menschen, die Freude an der Arbeit mit Kindern haben und mindestens einen Realschulabschluss vorweisen können.
Selbstverständlich bringt diese Tätigkeit viel Verantwortung mit sich, weshalb in den sozialen Berufen besonders viel Wert auf Soft Skills gelegt wird. Für die Arbeit mit Kindern sind Sozialkompetenz, Selbständigkeit, Kontaktfreude und emotionale Reife eine Grundvoraussetzung für ein gesundes Klima in der Betreuung, in dem Kinder gut aufgehoben sind und sich frei entfalten können. Des Weiteren sind Durchsetzungsvermögen, handwerkliches Geschick, Beobachtungsgabe und Kontaktfreudigkeit für das Bestehen der Erzieher Ausbildung gefragt. Deshalb spielt die Vermittlung einer professionellen Haltung, das Lernen von und in Beziehungen sowie die Verknüpfung von Theorie und Praxis in der Ausbildung zum Erzieher / zur Erzieherin eine besondere Rolle. Fort- und Weiterbildungen, z. B. mit Spezialisierung auf Integrationseinrichtungen, sind in diesem Beruf möglich und gern gesehen.
Entgegen der landläufigen Meinung arbeiten Erzieherinnen und Erzieher keineswegs ausschließlich mit Kindern im Vor- oder Grundschulalter. Bei älteren Kindern gibt es zwar weniger Bedarf an Betreuung, dafür im Zweifelsfall aber umso mehr Bedürfnis nach Orientierung und Räumen, um in Kontakt mit anderen Kindern zu treten. Ebenso können Jugendliche Unterstützung und Struktur erfahren, die ihnen eventuell an anderer Stelle fehlt.
Kita oder Kindergarten?
Der Begriff Kita hat sich als Abkürzung für Kindertagesstätte etabliert und ist im weitesten Sinne bedeutungsgleich mit dem älteren Begriff Kindergarten. Die Häufigkeit der Verwendung und genaue Bedeutung unterscheiden sich von Region zu Region. So kann eine Kita an manchen Orten eine Ganztagsbetreuung anbieten, während Kindergärten in derselben Region ihre Schützlinge nur für vier Stunden am Tag betreuen.
Inhalte der Erzieher Ausbildung
Die klassische Ausbildung, wie sie in den 60er Jahren etabliert wurde, erstreckt sich über drei Jahre und beinhaltet insgesamt sechs Lernfelder mit unterschiedlicher Gewichtung. Zu Anfang lernen die Azubis das Tätigkeitsfeld kennen und entwickeln so einen Sinn für ihre berufliche Identität. Im nächsten Lernfeld werden Inhalte behandelt: das Gestalten von pädagogischen Beziehungen und Gruppendynamiken ist vermutlich eine der grundlegenden Fähigkeiten bei der täglichen Arbeit, welche in der Ausbildung zum Erzieher / zur Erzieherin vermittelt wird. Eine weitere unersetzliche Kompetenz im Kontakt mit Kindern ist ein Gefühl für Diversität und die unterschiedlichen Lebenswelten, in denen sich die Schützlinge bewegen. Für eine gesunde Entwicklung in den frühen Lebensjahren ist eine sichere Atmosphäre, in der sich die Kinder angenommen fühlen, eine wichtige Voraussetzung. Zur Vorbereitung auf die Schule und den späteren Lebensweg werden schon im Kindergarten verschiedene, dem Alter entsprechende Fertigkeiten vermittelt. Im Lernfeld sozialpädagogische Bildungsarbeit der Erzieher-Ausbildung werden passende Methoden und die korrekte Einschätzung von Fähigkeiten vermittelt. Ebenfalls essenziell für eine gelungene Arbeit mit Kindern ist die Zusammenarbeit mit den Eltern.
Nicht zu vernachlässigen bei der Erzieher-Ausbildung ist selbstverständlich die Organisation des Teams und Kooperation der Institution in Netzwerken. Nur so kann die nachhaltige Qualität der Betreuung gesichert werden.
Innerhalb dieser Lernfelder werden in der Ausbildung zum Erzieher / zur Erzieherin konkret folgende Themen vermittelt:
- Pädagogik und Psychologie
- Didaktik und Methodik
- Soziologie
- Sonder- und/oder Heilpädagogik
- Jugend- und Familienrecht
- Kinder- und Jugendliteratur
- Medienpädagogik
- Musikerziehung
- Bewegungslehre und Rhythmik
- Gesundheitslehre (medizinische Grundkenntnisse)
- Kunst- und Werkerziehung
- Religionspädagogik
- Gesellschaftslehre
- Formen der Betreuung
Weitere Inhalte der Erzieher-Ausbildung können von Bundesland zu Bundesland variieren. Darüber hinaus sind die Azubis verpflichtet, eine festgelegte Zeit ihrer Ausbildung in einer Einrichtung zu verbringen und so erste praktische Erfahrungen im Umgang mit Kindern zu sammeln.
Die Betreuung und Erziehung, insbesondere von kleinen Kindern, ist bis heute eine Tätigkeit, die fast ausschließlich von Frauen ausgeübt wird. Männliche Erzieher sind im Kindergarten aktuell leider noch ein seltener Anblick.
Ihr Anteil in Kindergärten und Kitas liegt derzeit bei 5 Prozent und ist damit seit den 90er Jahren nur geringfügig angestiegen. Die Zielvorgabe des Bundesfamilienministeriums liegt bei 20 Prozent. Dagegen sind männliche Erzieher (in manchen Fällen auch Sozialarbeiter) häufiger in Einrichtungen für ältere Kinder und Jugendliche zu finden. Hier organisieren sie entweder Jugendclubs oder Treffs oder sie beraten und unterstützen Jugendliche bei Schwierigkeiten in der Familie oder in der Schule. In diesen Positionen fungieren sie oft als eine weitere Bezugs- oder Vertrauensperson und nehmen eine Vorbildrolle ein.
Die Erzieherausbildung im Wandel der Zeiten
Familien aus der Oberschicht gaben ihre Kinder bereits im 17. Jahrhundert an sogenannte Gouvernanten bzw. Erzieherinnen, welche mit der Erziehung und Bildung des Nachwuchses betraut wurden.
Der direkte Vorläufer des Erzieherberufs, wie wir ihn heute kennen, entstand zu Zeiten der Industrialisierung. Die prekären wirtschaflichen Verhältnisse der Arbeiterschicht verlangten, dass die Frauen ebenfalls erwerbstätig wurden und somit eine Kleinkindbetreuung außerhalb der Familie gesucht werden musste. Die sogenannten Kleinkinbewahranstalten oder Fabrikskindergärten entstanden um 1825 und gelten als die ersten öffentlichen Einrichtungen zur Beaufsichtigung von Kleinkindern. Ziel der Einrichtungen war, die Unterschichtsfamilien zu entlasten und die Kinder vor Unfällen und Verwahrlosung zu bewahren. Einen pädagogischen Autrag hatten die Frauen, welche als „Wartefrauen“, „Bewahrerinnen“ oder „Kindermägde“ angestellt waren, nicht. Eine instiutionalisierte Ausbildung war also zur Ausübung des Berufes nicht notwendig.
Mit dem Fortschreiten des 19. Jahrhunderts wurde der Erziehung der Kleinkinder mehr und mehr Bedeutung zugemessen. Kinder sollten frühzeitig geformt, gebildet und auf die Schule und spätere Arbeitswelt vorbereitet werden. Eine Verberuflichung der Kinderbetreuung war unumgänglich. Zu den Impulsgebern dieser frühen Erzieherausbildung gehörten insbesondere Theodor Fliedner und Friedrich Fröbel. Fliedner konzipierte 1836 das erste „Seminar für Kleinkinderlehrerinnen“, während Fröbel 1849 seine erste Ausbildungsstätte, die „Anstalt für allseitige Lebenseinigung durch entwickelnd-erziehende Menschenbildung“, begründete. Fröbel popularisierte ebenfalls den Begriff des Kindergartens bzw. der Kindergärtnerinnen.
Für die Zulassung zu diesem Vorläufer der Erzieherausbildung mussten die jungen Frauen einen Abschluss an einer höheren Mädchenschule, ihre gesundheitliche Eignung sowie ihre Gesangsfähigkeit nachweisen. Außerdem war die Zahlung eines Schulgelds erforderlich.
Über einen Zeitraum von einem Jahr wurden die angehenden Kindergärtnerinnen in verschiedenen theoretischen und praxisbezogenen Fächern unterrichtet, wie z. B. Pädagogik, Menschenkunde, Religion, Fremdsprachen, Geschichte, Zeichnen und Singen. Nach dem Abschluss arbeiteten die Kindergärtnerinnen in staatlichen oder privaten Kindergärten, aber auch als Kindermädchen oder Erziehrerinnen in bürgerlichen Privathaushalten. Darüber hinaus wurden im Zuge dieser Professionalisierung auch Weiterbildungen und Kurse angeboten.
Der Grundstein für die Professionalisierung des Berufes und dem damit einhergehenden Wandel des Berufsverständnisses – weg vom „bewahren“ hin zum „erziehen“ – war gelegt.
1908 wurde die Ausbildung der Kindergärtnerinnen schließich staatlich geregelt. Zunächt war die Ausbildungsdauer auf ein Jahr festgelegt, schließlich wurde sie 1928 auf zwei Jahre erweitert. Bis zum Beginn des Dritten Reichs prägten nun reformpädagogische Bewegungen und die Ansätze der italienischen Pädagogin Maria Montessori die Arbeit in den Kindergärten.
Die Rahmenbedingungen der Ausbildung zum / zur „staatlich anerkannten Erzieher / Erzieherin“ wurde schließlich 1967 auf der Kultusministerkonferenz festgelegt, die von den Bundesländern nun eigenständig umgesetzt wurden. 15 Jahre später hatten sich die Ausbildungskonzepte der einzelnen Länder wieder so weit auseinanderentwickelt, dass 1982 die Rahmenbedingungen erneut verhandelt und fstgesetzt wurden, insbesondere im Bezug auf das Verhältnis von Theorie und Praxis innerhalb der Erzieherausbildung.
Allgemein ist der Beruf der Erzieher / Erzieherinnen sehr an gesellschaftliche Entwicklungen, derzeit insbesodere den demografischen Wandel und die rasante Medienentwicklung, geknüpft. Eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Berufs und der Ausbildung ist daher unbedingt notwendig, um den Ansprüchen und Bedürfnissen der Kinder und der Gesellschaft gerecht zu werden.
Wege in den Beruf: Ist eine Ausbildung Pflicht? Nicht unbedingt!
Beispielsweise in Berlin werden Erzieher und Erzieherinnen von vielen verschiedenen Einrichtungen gesucht. Deshalb wurden neben der dreijährigen Ausbildung zum Erzieher / zur Erzieherin noch weitere Wege geschaffen, sich für den Beruf zu qualifizieren. Einer davon ist die berufsbegleitende Ausbildung. Im Gegensatz zur Vollzeitausbildung ist diese nicht in Phasen von Schule und Einsatz im Betrieb organisiert. Stattdessen laufen Theorie und Praxis nebeneinander, mit einer Halbtagstelle in einem Betrieb und Berufsschule an zwei Tagen in der Woche. Die Zulassung zu einer berufsbegleitenden Erzieher-Ausbildung ist außerdem an verschiedene Bedingungen geknüpft, wie z. B. mindestens vier Jahre Berufserfahrung im sozialen Bereich.
Neu seit August 2018 ist die Umschulung zum Erzieher, welche mit der Erzieher-Ausbildung gleichgesetzt wird. Dieses Angebot richtet sich an Arbeitssuchende aus anderen Branchen und wird finanziell gefördert. Ebenfalls gibt es für Menschen aus der Branche die Möglichkeit, eine nichtschulische Prüfung abzulegen und sich so ihre Qualifizierung anerkennen zu lassen.
Zusätzlich werden im Raum Berlin für bestimmte Einrichtungen auch Menschen mit einer besonderen sport- oder musikpädagogischen Qualifikation gesucht, welche über eine Fortbildung den Erzieherberuf als Quereinsteiger ausüben können.
Eine weitere Möglichkeit zur Qualifizierung sind die sogenannten Oberstufenzentren mit einer Ausrichtung auf das Sozialwesen. Hier haben Schülerinnen und Schüler nach dem Bestehen der Mittleren Reife die Möglichkeit, mit einem eigens zugeschnittenen Bildungskonzept innerhalb von vier Jahren sowohl das Abitur als auch die Erzieher-Ausbildung abzuschließen.
Nach einer abgeschlossenen Erzieher-Ausbildung bieten sich verschiedene Möglichkeiten für den Berufseinstieg. Stellenangebote in Kindergärten, Kinder- und Jugendbetreuung, Horten oder anderen Einrichtungen sind zahlreich. Hier haben die Bewerberinnen und Bewerber oft die Möglichkeit, zwischen einer Tätigkeit in Vollzeit oder Teilzeit zu wählen, um z. B. ihren Beruf besser mit ihrer Familie vereinbaren zu können oder zusätzlich zu ihrem Job noch eine berufsbegleitende Weiterbildung zu absolvieren.
Durch Weiterbildungen haben Erzieher und Erzieherinnen nach der Ausbildung die Möglichkeit, sich weiter zu qualifizieren oder auf eine bestimmte Gruppe Kinder bzw. Jugendlicher zu spezialisieren. Hierzu gehört z. B. ein erhöhter Intergrationsbedarf, ein zweisprachiges Angebot oder ein musikalisches Angebot. Darüber hinaus eignet sich die Erzieher-Ausbildung gut als Sprungbrett für den Einstieg in andere Berufe, wie z. B. in die Sozialpädagogik.
Fortbildungen mit einer eher wirtschaftlichen oder bürokratischen Ausrichtung eignen sich dagegen insbesondere für Erzieherinnen und Erzieher, die eine leitende Position in einer Einrichtung anstreben. Mit der größeren Verantwortung einer solchen Tätigkeit beinhaltet sie gleichzeitig auch mehr Verantwortung für die Ausrichtung der Einrichtung, der pädagogischen Konzepte und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Tätigkeit einer Kitaleitung ist hier ebenso zu erwähnen wie die Leitung eines Jugendclubs, eines Heims oder einer vergleichbaren Einrichtung.
Mit einer entsprechenden Qualifizierung ist es ebenfalls möglich, sich über ein Studium auf einer wissenschaftlich-theoretischen Ebene mit den Inhalten und Thematiken des Erzieherberufs auseinanderzusetzen und im Anschluss als Dozent oder Dozentin in einer Fachschule zu arbeiten.